Über die Schönheit in den Dingen
Seit etwa zwei Jahren treibe ich mich auf verschiedenen Fotoforen herum. Ich habe einen eher vernachlässigten Account bei der Fotocommunity und einen recht aktiven bei Flickr. Ich verbringe eine Menge Zeit damit, mir Fotos anzuschauen und eine Menge Zeit damit, zu fotografieren. Dahin gekommen bin ich durch Sabine, die mich zum Fotocamp Pforzheim eingeladen hatte. Dort habe ich dann unter anderem Mitglieder des Schömberger Fotoclubs Querformat getroffen. Diesem sehr freien Club habe ich mich dann angeschlossen. Auch die Stammtische und Fotowalks des Fotocamps habe ich besucht– soweit die Zeit es erlaubte. Durch all dies habe ich viel gelernt und eine große Menge wertvoller Anregungen bekommen.
In den vergangenen zwei Jahren hat sich mein Blick auf Fotos stark gewandelt. Zunächst war ich total geplättet von den sehr schönen Fotos vieler guter Fotografen. Mich zog es vor allem zur Landschaftsfotografie. Bilder von Sonnenaufgängen, Baumgruppen im Nebel oder von dramatischen Wolkenformationen im Licht der untergehenden Sonne haben mich schwer beeindruckt. Ich habe diesen Vorbildern nachgeeifert – mit mehr oder weniger Erfolg. Mit der Zeit fiel mir das eine oder andere auf.
Zum Einen ist die Flut der schönen Bilder unermesslich. Leider relativiert sich durch die Menge der Reiz. Ich bemerke, wie (vermutlich, um sich zu unterscheiden) zunehmend versucht wird, die Bildeffekte durch entschlossenes Ziehen an den Reglern in Lightroom oder Photoshop, zu verstärken. Der Trend geht stark in Richtung übersättigtes Bild. Es gibt inzwischen Presets zu kaufen, Styles genannt, die den Prozess automatisieren. Mir kommt das ein wenig wie Tütensuppe vor. Und weil das so viele machen, ist es wieder nix mit der Individualität.
Auffällig ist auch, dass bestimmte Motive ziemlich „totfotografiert“ sind. Bestimmte Wasserfälle oder Strände in Island, bestimmte Küstenformationen in England oder bestimmte Stadtansichten großer Städte sind extrem beliebt.
All das schreckt mich ein wenig ab. Muss denn nun auch noch ein weiteres Bild zum gleichen Thema von mir im Netz sein? Ich glaube nicht. Im vergangenen Frühjahr habe ich deshalb auch kein Bild von Rapsfeldern eingestellt.
Mehr und mehr sind mir Fotografen positiv aufgefallen, die sich außerhalb des Hauptstromes der beliebten Fotografie bewegen. Das sind zum Beispiel Al Brydon oder Magnus Åström. Wer sich die Mühe macht zu sehen, wen diese Fotografen faven, der findet noch mehr Beispiele. Obwohl ich toll finde, was die zwei Individualisten fotografisch machen, werde ich nicht versuchen, so zu fotografieren wie sie. Ihre Bilder sind Ausdruck eines inneren Prozesses. Ich werde ihnen nacheifern, aber nur insoweit, dass ich meinen eigenen inneren Prozess, meine eigenen Themen finde.
In den letzten Wochen habe ich bei schlechtem Wetter fotografiert und an seltsamen Orten. Dabei habe ich für mich eine neue Ästhetik entdeckt. Das Schöne ist mir an Plätzen und unter Umständen begegnet, wo ich es eigentlich nicht vermutet hatte. Ich weiß es noch nicht sicher, aber es könnte sein, dass ich damit mein Thema gefunden habe.
Natürlich werde ich noch eine Reihe anderer Bild- und Multimediaprojekte weiterführen, die ich schon länger plane. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sich das Schöne oder Interessante nicht durch den Gegenstand selbst, sondern durch die Art der Betrachtung und der Darstellung erschließt. Ich bin selbst sehr gespannt, wie das ausgehen wird.