Vor kurzem habe ich Renate Bergmann, geborene Strelemann, kennengelernt. Zu sagen, nicht persönlich, wäre nicht ganz korrekt. Ich weiß von Renate Bergmann einiges: sie ist 82 Jahre alt, vierfache Witwe, keine Vegetarierin, hat eine schwangere Tochter namens Kirsten, leidet unter „Ossiporose“ und Diabetes. Von meinen Nachbarn, die ich regelmäßig sehe, weiß ich deutlich weniger.
Renate Bergmann mischt sich via Facebook in öffentliche Debatten ein. Am 22. Februar schrieb sie auf Facebook: „Wie ist das denn jetzt mit der Adoption von Homosexuellen? Muss jeder einen nehmen oder ist es freiwillig? Und gilt das auch für Rentner?“ Sie lässt uns alle, wenn wir das wollen, über Twitter an ihrem Privatleben teilhaben: „Der Sohn von den Nachbarn heißt Jeremy Elias. Das kann ich mir nicht merken. Ich nenne ihn Dieter.“ (Tweet vom 25. Februar) Ihrem Twitteraccount folgen im Moment (26.2.13, 23 Uhr) der Filmemacher Peter Altendorfer, Obba Friedel, der Sprach- und Kulturwissenschaftler Wolf-Andreas Liebert und 5617 andere. Dem Bundestagsabgeordneten Soehnke Rix aus Eckenförde (SPD) folgen nur 1176. Sarah Kuttner behauptet, Renate Bergmann das Internet beigebracht zu haben. Es könnte auch sein, dass Sarah Kuttner Renate Bergmans Enkelin ist.
Es gibt bei Twitter eine lebhafte Diskussion darüber, ob Renate Bergmann echt sei, oder nicht. Manches von dem, was sie twittert, wirkt schon ein wenig zu bewusst drollig. Etwa wenn sie eine Automarke „Kojota“ nennt oder besonders kleine Damenunterhosen „Pandas“. Mir persönlich ist es egal, ob Renate Bergmann echt ist oder eine Kunstfigur. Meine Sympathien gelten auch für andere virtuelle Personen wie Prof Dr. Abdul Nachtigaller, Basil Schlupp, Dr. Phibes oder, ähem, Spongebob.
Spätestens seit Renate Bergmann bei Facebook als “Fiktiver Charkter” registriert ist, ist auch klar, wie echt sie ist!