Seit ich vor mehr als fünf Jahren begonnen habe, mich ernsthaft mit dem Thema Fotografie zu beschäftigen, mache ich verschiedene Phasen durch. Zunächst war es nur der Wunsch, das will ich auch können! So viele schöne Bilder im Netz! Das hat mich sehr inspiriert. Also habe ich begonnen, so schön wie möglich zu fotografieren. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass mich das nicht wirklich glücklich macht. Zwar erhält man eine Menge Lob und Favs auf Flickr, und die Bilder werden auch wirklich gerne angeschaut. Aber dann, es gibt so unglaublich viele unglaublich gute Bilder auf Flickr, alle sind schön, alle sehen toll aus aber irgendwie…Die schiere Masse schöner Bilder entwertet das einzelne Bild ganz stark. Und ich bin zum wiederholten Mal an dem Punkt, wo ich mir schöne Bilder eigentlich gar nicht mehr anschauen will.
Ich beginne Bilder anders zu bewerten. Wenn ich heute ein Bild anschaue, frage ich mich: „was will mir das Bild sagen?“ Ich erhebe nicht den Anspruch, jede Bildaussage verstehen zu müssen. Aber um mir zu gefallen muss ein Bild etwas in mir auslösen, das über das oberflächliche „Boa eyh, krass!“ hinausgeht. Das sind oft Bilder, die mehr die Innenwelt der Fotografin oder des Fotografen zu zeigen scheinen. Meist sind diese Bilder nicht „schön“ im herkömmlichen Sinne. Oft erschließen Sie sich auch erst auf den zweiten oder dritten Blick.
Was die eigenen Bilder angeht befinde ich mich momentan in einer wichtigen Krise. Denn mir ist klar geworden, dass die Fotos, die ich veröffentliche, meine Haltung zeigen. Und das ist der Knackpunkt. Ohne dass ich meine innere Haltung weiterentwickle, entwickelt sich auch meine Fotografie nicht. Oder positiv gesagt – nur wenn ich meine innere Haltung weiterentwickle, entwickelt sich meine Fotografie weiter. Mit Haltung meine ich solche Fragen: Wie nehme ich die Welt wahr, welche Stellung nehme ich gegenüber den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ein, was ist mir wichtig und was nicht.
Wenn ich Fotografie ernst nehmen will, kann sie nicht getrennt von meiner Person sein. Oder anders gesagt, was haben die Bilder, die ich veröffentliche, mit mir und meinem Leben zu tun? Reicht es, dass sich zufällig irgendwo bin und das dokumentiere? Was ist mein Anliegen? Ist Schönheit an sich ein Wert, der ein Foto rechtfertigt? Muss ein Bild eine Aussage haben?
Ich habe die feste Hoffnung, diese Fragen mit befreundeten Fotografinnen und Fotografen intensiv besprechen zu können. Und ich habe die Zuversicht, auf diesem Weg weiterzukommen – als Person und damit auch als Fotograf.